Wurzelprojekt

Interdisziplinäre Ursachenforschung: Wurzeleinwuchs in Abwasserleitungen- und -Kanäle. Ursachen, Prüfung und Vermeidung (seit 2001)

Kanal voll und Millionenschäden

Was ist Schuld daran, wenn Bäume mit ihren Wurzeln in Rohrleitungen eindringen – und das nicht nur dort, wo das Rohr beschädigt ist, sondern häufig an den Rohrverbindungen ordnungsgemäß verlegter, intakter Rohrleitungen? Jährliche Schäden in Millionenhöhe sind die Folge. Nach den Ursachen wird nun in Zusammenarbeit mit dem IKT-Institut für unterirdische Infrastruktur Gelsenkirchen (An-Institut der RUB) in einem gemeinsamen, vom Land NRW finanzierten Projekt gesucht. Nach ersten Ergebnissen kann bereits ausgeschlossen werden, dass es der bislang vermutete Drang der Wurzel hin zum Wasser ist, der sie gezielt in Richtung Rohr und schließlich in das Rohr einwachsen lässt.

Eine "durchwurzelte" Rohrverbindung (Muffe)

Wurzelwachstum im Rohr

Geheimnisvolles Wurzelwachstum

Zunächst werden die durchwurzelten Rohrverbindungen vorsichtig ausgegraben und komplett geborgen, bevor sie im Labor untersucht werden. Bereits die ersten Ergebnisse überraschen: Die Wurzeln wachsen parallel und dicht am Rohr entlang. Wenn sie eine Rohrverbindung (Muffe) erreichen, verzweigen sie sich dort und füllen alle Hohlräume aus, bevor sie oberhalb des mittleren Wasserstandes in das Rohr eindringen. Zudem können Jahre vergehen, bis die Wurzeln ausgehend von der Muffe in den Innenraum des Rohres wachsen. Das verraten die Jahresringe, die auch das Holz der Wurzeln bildet. Was stimuliert die Wurzeln dann aber zum plötzlichen Angriff? Die bisherigen Ergebnisse legen nahe, dass es nicht das Wasser in den Rohren oder mögliche Sickerverluste sind, die die Wurzeln „anlocken“.

Suche nach den wahren Gründen

Im weiteren Verlauf dea Projektes wird nun das Verhalten der Wurzeln an sog. Substratgrenzen, z. B. wenn die Wurzeln Bodenschichten unterschiedlicher Dichte durchwachsen, untersucht und das das Wurzelwachstum bei Schmutz-, Regen- und Mischwasserkanälen verglichen. So werden Wurzeln im Schmutzwasser stark geschädigt – es kommt damit als Anreiz für die Durchwurzelung der Rohrverbindungen kaum in Frage. Auch scheinen unterschiedliche Bodendichten und Hohlräume um die Rohrleitungen herum einen Einfluss auf das Wachstum der Wurzeln zu haben: Die Wurzeln wachsen quasi in Richtung des geringsten Bodenwiderstandes. Mit Hilfe eines Modellsystems sollen die wirklichen Ursachen für die Wurzelschäden an Leitungsnetzen herausgefunden werden. Es ist zu vermuten, dass diese Erkenntnisse letztlich eine Anpassung der Prüfnorm für Rohrverbindungen zur Folge haben muss.

Projektbearbeitung
Dipl.-Biol. Markus Streckenbach, Dipl.-Biol. Heiko Schmiedener

Projektträger
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW (MUNLV)

Presse
WAZ 14.01.2003
Rubin 01/03

Veröffentlichungen
Stützel, Th. & Bosseler, B. 2003: Ursachen des Wurzeleinwuchses in Kanälen. Schriftenr. Siedlungswasserwirtschaft Bochum 45: 153-162.
Stützel, Th. Bosseler, B., Bennerscheidt, Ch. & Schmiederer, H. 2004: Online-Version des Endberichtes "Wurzeleinwuchs in Abwasserleitungen und Kanäle".
STRECKENBACH, M., STÜTZEL, Th., BENNERSCHEIDT, C., SCHRÖDER, K. 2007: Wurzeln und unterirdische Infrastruktur. AFZ-DerWald 62(4), S. 194-196

Links
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW (MUNLV)
IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH