Warum brennt die Brennnessel? (1)
Dr. Nicole Hille, Sabine Adler

Fast jeder hat sich schon einmal an einer Brennnessel "verbrannt".
Was passiert dabei eigentlich genau?

 

Urtica Uebersicht
Urtica Detail

Bei genauerer Betrachtung ist die gesamte Pflanze mit feinen Haaren übersät, die es "in sich haben", den sog. Brennhaaren.

Ein Brennhaar besteht aus einem mehrzelligen Sockel und einer Haarzelle.
Diese Haarzelle besteht aus mehreren Abschnitten:
Der elastische Bulbus ist in einen weichen Sockel eingesenkt und enthält den Brennsaft. Im mittleren Teil ist die Wand durch Einlagerung von Kalk und Kieselsäure ziemlich starr und stabil. Am Ende der Haarzelle, unterhalb Köpfchens, befindet sich eine Sollbruchstelle, an der die Wand besonders dünn und spröde ist.

Brennhaar
Brennhaar2

Bei einer leichten Berührung bricht das Köpfchen an der Sollbruchstelle ab, das Mittelstück dringt wie eine Kanüle senkrecht in die Haut ein, und durch den Druck auf den Bulbus wird der Brennsaft wie mit einer Spritze in die Haut injiziert.

Der Brennsaft enthält Stoffe, die bei anderen Lebewesen zu einer schmerzhaften Reizung der Haut führen, und dient so der Abwehr von Fraßfeinden.

Nur ein Unkraut?
Menschen haben sich durch die Brennwirkung nicht abhalten lassen, die Brennnessel zu nutzen:
Früher war sie als Faserpflanze begehrt und wurde zu Stoffen ("Nessel"stoff, fester als Leinen), Netzen, Stricken, etc. verarbeitet, außerdem konnte man mit dem Kraut Stoffe gelb färben.
Noch heute wird die Brennnessel verwendet, z.B. als Dünger (Brennesseljauche), Gemüse ("Brennnesselspinat") oder Tee (harntreibend, stoffwechselanregend). Das Wasser abgekochter Brennesseln eignet sich zudem gut als Bekämpfungsmittel gegen Blattläuse.